Eisenbahn Journal (2017-04).pdf

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B 7539 E ISSN 0720-051 X
April
2017
Die große Zeit der Eisenbahn
Unterwegs mit
dem Zauber-Ticket
Anlagenporträt: Vom Ruhrgebiet nach Norddeich
Impressionen: Dampflok-Kino in Hembsen
Zeitreise: Primsweiler 1975
Bundesbahn pur
4-2017
4
VORBILD
4
Impressionen
Dampflok-Kino
14
Titelthema
Unterwegs mit dem Zauber-Ticket
26
Momente
Dampf, IFA-Lkw und Hundewetter
28
Essay
Oberbayern, der Blues und die GM & O
32
Zeitreise
Primsweiler 1975
38
Bild des Monats
Muggendorf, April 1976
40
Dampf-Report Bundesbahn
Folge 12.2: BD Augsburg
47
Galerie
Bilder von Konrad Koschinski
MODELL
58
H0-Anlage
Vom Dorf ans Meer
70
12. Modellbau-Wettbewerb
Folge 8: Epoche III für drei
76
Elektrik-Grundlagen
Immer wieder spannend
80
Gebäudebau
Noch-Bausatz mit Knickdach
86
Lokumbau
Gützolds 71.3: Symmetrie mit Schleifer
90
Beladungs-Serie
Großfässer
RUBRIKEN
8
Kurzgekuppelt
Notiert, Tagebuch, Einst & Jetzt u.v.m.
54
Neuheiten
Modelle des Monats
96
Leserpost und Messevorschau
98
Händler, Börsen & Mini-Markt
106
Vorschau und Impressum
32
40
14
28
80
58
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
gleich zweimal sind wir in dieser Ausgabe, so scheint es zumindest, der
Jahreszeit voraus und verbreiten sommerliche Gefühle: Zum einen beim
Beitrag über die Geschichte und das Wiederaufleben der Bäderzüge
von Augsburg an den Ammersee (in der Rubrik Kurzgekuppelt auf Sei-
te 9) und zum anderen beim Anlagenporträt, das eine Reise von einem
Dorf im Ruhrgebiet an die Nordsee nachvollzieht (ab Seite 58). Aber
warum nicht? Denn mitunter soll es ja auch Leute geben, wie den Ver-
fasser dieser Zeilen (also der Chefredakteur, Anm. d. Red.), die im jetzt
gerade mal beginnenden Frühling schon ungeduldig den Sommer her-
beisehnen – aber auch nur deshalb, weil es dann gottseidank bald wie-
der Herbst und Winter wird ... Wie auch immer: Wer die hellen, grellen,
heißen und lärmenden Sommermonate gegenüber dem gemütlicheren
„Kontrastprogramm“ der etwas entschleunigteren und geruhsameren
Zeit zum Jahresende hin favorisiert, kommt in den erwähnten Beiträgen
schon mal auf seine Kosten.
Absolut jahreszeitkonform präsentiert sich in jedem Fall unser früh-
lingshaftes Titelbild, das gleichzeitig zu einer gedanklichen Reise mit der
Bundesbahn der 80er Jahre animieren soll – mit einem Ticketangebot
der seinerzeit vermeintlich angestaubten Behördenbahn, dessen Attrak-
tivität man unter halbwegs vergleichbaren Angeboten der ach so dyna-
mischen heutigen Bahn AG vergeblich sucht. Obwohl es ganz schnöde
„Bezirkskarte“ hieß, haben wir es in unserem Rückblick trefflich „Zau-
berticket“ genannt. Einsteigen ab Seite 14! Frühlingshaftes versprühen
auch die Bildmotive der Zeitreise, die in dieser Ausgabe ins saarländi-
sche Primsweiler im Jahr 1975 führt.
Wer dagegen völlig jahreszeitneutral lieber weiter an der Werkbank im
Modellbahnkeller seinem Hobby frönen möchte, dem seien schließlich
ganz besonders die Bau- und Bastelbeiträge ab den Seiten 80 (Noch-
Bausatz für Gebäude mit Knickdach) und 90 (Beladung mit Großfässern)
ans Herz gelegt sowie die erste Folge einer Grundlagen-Serie in Sachen
Anlagen-Elektrik (ab Seite 76).
Ihre EJ-Redaktion
TITEL:
112 502 mit FD 722 zwischen Wiesbaden-Schierstein und Niederwalluf (21. April 1985).
FOTO: JOACHIM SEYFERTH
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EISENBAHN-JOURNAL 4/2017
I m p r es s i o n en
E
igentlich hatte es ein Verdauungsspaziergang werden sol-
len. Abends zwischen 20 und 21 Uhr machten sich mein Ei-
senbahnkumpel Harry und ich nach einem guten Essen im
Gasthof „Zum Nethegau“ in Hembsen, in dem wir Anfang
April 1976 Quartier bezogen hatten, auf den Weg. Mehr zufällig als
geplant lenkten wir unsere Schritte in Richtung Haltepunkt außer-
halb des Ortes. Genau, es handelt sich um
das
Hembsen, also das
Dorf unweit von Ottbergen. Es war noch nicht ganz dunkel, als wir
am Bahnsteig ankamen. Hier gab es zwar nur die beiden Durch-
fahrgleise und eine Art winziges Fachwerk-Empfangsgebäude. Aber
Hembsen war sogar „besetzt“, denn hier befand sich eine Blockstelle
zwischen Ottbergen und Brakel; sogar Fahrkarten konnten Reisen-
de hier erwerben – beim Blockwärter, nicht etwa am Automaten!
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EISENBAHN-JOURNAL 4/2017
Der uniformierte Hembsener Bahn-Chef bemerkte uns schnell
auf dem Bahnsteig und schaltete sein kleines tragbares Fernsehge-
rät ab – man wusste ja nie, wer da zu so später Stunde kam; und
Fernsehkonsum im Dienst war sicher nicht erlaubt. Wir fühlten
uns nicht besonders wohl, als der Eisenbahner ins Freie trat, denn
womöglich hatten wir ihm den Abend verdorben, und vielleicht
wurde ja ein wichtiges Fußballspiel übertragen und der gute Mann
war jetzt sauer.
War er aber nicht, ganz im Gegenteil. Er schien sogar erfreut
über die abendlichen Besucher und begann ein Gespräch mit uns.
Hier hält heute Abend aber kein Zug mehr, klärte er uns auf. Nach
einem möglicherweise noch in Richtung Altenbeken fahrenden
Güterzug erkundigten wir uns und „outeten“ uns damit als Eisen-
Ng 63242 Ottbergen – Altenbeken,
aufgenommen am 29. April 1976
unmittelbar hinter Hembsen. Kühle
Temperaturen, tiefstehende Sonne
und Seitenlicht ermöglichen ein
stimmungsvolles Bild. Auch wenn der
Genuss ohne Blick durch den Sucher
größer gewesen wäre – wer hätte die
Kamera hier vor dem Bauch hängen
lassen …?
Dampflok-  
Kino
bahnfreunde. Ja, das könne aber noch dauern, bedeutete er uns.
Wenig später klingelte sein Telefon und der „Altenbekener“ wur-
de gemeldet. Der Diensthabende erledigte die notwendigen Ein-
tragungen im Zugmeldebuch, blockte die Strecke und zog das ein-
flügelige Blocksignal auf HP 1 – es konnte also losgehen. Was aber
da tatsächlich auf uns zukam, davon hatten wir nur eine ungenaue
Vorstellung – die Vorbeifahrt eines Dampfzuges halt, damals nichts
wirklich Spektakuläres für uns. Erst viel später, Jahrzehnte nach
dem „Dampf-Aus“, ist mir klargeworden, dass das damals zu spä-
ter Stunde Erlebte vor allem eines war: ganz großes, heute unwie-
derbringlich vergangenes Dampf-Kino!
Die Strecke zwischen Ottbergen und Altenbeken hat es durch-
aus in sich. Die zwar nicht sonderlich starke, aber langanhaltende
Hembsen am Abend
mit Fotos vom Tag
TEXT UND FOTOS: AXEL JOHANSSEN
Steigung machte den Ottbergener Jumbos aber doch zu schaffen,
insbesondere wenn es galt, Grenzlast zu befördern. Und Grenzlast
war hier durchaus doppeldeutig zu verstehen: Die meisten Züge
kamen von „jenseits der Grenze“ zur DDR, je nach Blickrichtung
und politischer Haltung als „Antifaschistischer Schutzwall“, „Zo-
nengrenze“ oder nicht selten schlicht „Mauer“ tituliert. Und diese
Züge waren durchaus auch oft hinsichtlich ihres Gewichtes an der
Grenze dessen angesiedelt, was eine kohlegefeuerte 44er über den
Berg zu ziehen in der Lage war. Als Maximalwert (Grenzlast) für
eine Maschine der Baureihe 44 waren zwischen Ottbergen und Al-
tenbeken 1300 Tonnen vorgesehen.
Der Abend war ruhig, nur vereinzelt querte mal ein Auto
rumpelnd den unmittelbar angrenzenden Bahnübergang, dessen
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EISENBAHN-JOURNAL 4/2017
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